Auf dem Land haben es Asylbewerber noch schwerer
Landtagsabgeordneter besuchte Sammelunterkünfte im Landkreis Neustadt/Aisch
Auf die Frage, was sich die jungen Asylbewerbern am meisten wünschen, kommt spontan die Antwort: „Arbeit und Beschäftigung“. Dieses Problem ist auch nach den jüngsten Verbesserungen, die der bayerische Landtag jüngst beschlossen hat, noch lange nicht gelöst. Ohne Anerkennung als Flüchtling darf keine Vermittlung in Arbeit erfolgen, und anerkannt werden nur etwa 3 Prozent aller Bewerber, und dies frühestens nach einem Jahr.
Der Landtagsabgeordnete des Wahlkreises, Hans Herold, wollte sich selbst ein Bild davon machen, wie die Asylbewerber im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim untergebracht sind. Zwei Gemeinschaftsunterkünfte sind vorhanden – in Uffenheim und in Ipsheim. Beide Einrichtungen sind derzeit komplett belegt und es werden aufgrund der Zunahme von Flüchtlingen, die vornehmlich aus dem Vorderen Orient kommen, weitere Unterkünfte benötigt.
Aber alleine mit der Bereitstellung von Wohnraum wird das Problem nicht zu lösen sein. Dies weiß auch Hans Herold und will alles daran setzen, dass auch eine qualitativ hochwertige Betreuung und Beratung durchgeführt werden kann. Dass der Landtag eine Erhöhung der Mittel für die Betreuung von Asylbewerbern beschlossen hat – die Geldsumme wurde fast verdoppelt (von 1,4 auf 2,6 Millionen Euro) – gilt als erster positiver Schritt. Dies sieht auch der Caritasgeschäftsführer Gerhard Behr-Roessler so. Seine Mitarbeiterin Christa Bacherle steht mit 5,75 Wochenstunden für diese Aufgaben zur Verfügung. In dieser Zeit müssen in den beiden Unterkünften 50 Asylbewerber beraten und betreut werden. Setzt die Staatsregierung ihr Vorhaben um, die Asylbewerber nach einem Schlüssel „pro tausend Einwohner“ im Land zu verteilen, kämen auf den Landkreis nochmals 50 Asylbewerber dazu.
Christa Bacherle kennt die Probleme der Asylbewerber, die in ländlich geprägten Gebieten untergebracht werden. „Sie sind sehr stark an einen Ort gebunden. Fördermaßnahmen sind nur sehr mühsam zu organisieren.“ Wichtigste Ersthilfe wären Therapieangebote für traumatisierte Flüchtlinge – idealerweise natürlich in der Muttersprache. Dies gibt es auf dem Lande überhaupt nicht. Eine Nürnberger Berufsschule bietet so gut wie möglich und freiwillig den unter 18-jährigen Flüchtlingen wenigstens den Schulbesuch an. „Aber auch dort gibt es natürlich Kapazitätsprobleme und die Jugendlichen müssen mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin gelangen.“
Jugendliche, die nicht mehr unter die Schulpflicht fallen, haben kaum Chancen, Fortbildungsmaßnahmen mitzubekommen. Für einen Tag in der Woche konnte man Ehrenamtliche gewinnen, die einen Sprachkurs anbieten. Und es ist erstaunlich, wie schnell die Jugendlichen Deutsch sprechen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass sie viel lesen. Und dies hilft den Jugendlichen sehr, sich selbstbewusst und sicher zu artikulieren.
Hans Herold zeigte sich sehr erfreut, dass der Caritas-Kreisverband so engagiert und kompetent diese schwierigen Aufgaben der Asylbewerberbetreuung und –beratung abdeckt. Die Caritas sei ein verlässlicher Partner und die aufgestockten Finanzmittel könnten dazu beitragen, dass die Belastung des Verbandes sinkt.