Caritas will im Senegal Projekte von Frauen und für Kinder unterstützen
Caritas-Delegation aus dem Erzbistum Bamberg besuchte Thiès und Dakar
„Das Erzbistum Bamberg hat im Rahmen seiner Partnerschaft mit dem Bistum Thiès schon viel geleistet, das vor allem auch langfristig wirkt“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres. So besichtigte die 16köpfige Delegation etwa das katholische Krankenhaus St. Jean de Dieu, besuchte die katholischen Schulen der Diözese und sprach mit Weltwärts-Freiwilligen, jungen Menschen aus dem Erzbistum, die in Thiès in einer katholischen Schule mitarbeiten.
Auch karitative Einrichtungen werden vom Erzbistum bereits gefördert. Die deutschen Caritas-Verantwortlichen konnten sich in der Krankenstation St. Anne ein Bild von deren Arbeit machen. 15 Schwestern und Hebammen versorgen hier stationär und ambulant bis zu 250 Personen am Tag. Die beiden Bistümer Bamberg und Thiès betreiben zudem den Aufbau einer diözesanen Krankenversicherung. Die genossenschaftliche Versicherung, die sich auch Familien auf dem Land leisten können, war ein großes Thema bei einem Besuch in die Pfarrei des Ortes Lalane.
„Wir wollen uns aber nicht einfach an bereits bestehende Projekte dranhängen“, sagt Michael Endres. „Uns geht es um künftige Vorhaben, bei denen gezielt die Menschen selbst entscheiden, wofür Hilfe und Entscheidung nötig sind und die im Sozialraum stattfinden.“ Daher nahmen an der Reise neben Vertretern des Diözesanverbandes Vorstandsmitglieder aus den Kreisverbänden teil. „Dies haben unsere Gastgeber“, so Endres, „sehr geschätzt, dass die Caritas des Erzbistums mit seiner gesamten Struktur sich Eindrücke von ihrer Arbeit verschaffen möchte.“
Aktionsprogramme in der Hauptstadt Dakar
Mit diesem Anliegen knüpfte die Delegation auch Kontakte zu Projektpartnern von Caritas international außerhalb der Diözese Thiès. Beeindruckt waren die deutschen Gäste vom Juenesse Action CAPE in Yeumbeul Sud, einem Stadtteil der Hauptstadt Dakar. Ziel des Aktionsplans ist es, dass alle Kinder des Stadtviertels die Schule besuchen. Dem Schulbesuch stellen sich viele Hindernisse entgegen. Die Kinder müssen zum Einkommen der Familien beitragen, z.B. den ganzen Tag Alteisen zum Weiterverkauf sammeln, um abends in der Familie Essen zu bekommen. Viele haben keine Geburtsurkunde und werden deswegen gar nicht in die Schule geschickt oder nicht in die Sekundarstufe 2 zugelassen. Daher ist die Nachbeurkundung der Geburt ein wichtiger Schutz vor Migration, damit jedem Kind ein Schulbesuch ermöglicht werden kann – dem zentralen Ziel dieses Programms.
Das Projekt beschäftigt an den Standorten Sozialarbeiterinnen, die die Familien besuchen. Jährlich werden dank des Aktionsprogramms rund 200 Kinder neu eingeschrieben, die entweder von der Schule „geflogen“ sind oder nie eingeschult wurden. Etwa 65 Kinder pro Schuljahr erhalten erstmals eine Geburtsurkunde. 30 Kinder erhalten ein Jahr lang schulvorbereitende Nachhilfe, damit sie wieder in staatliche Schulen integriert werden können. Mehr Nachhilfeunterricht wäre gut, aber das Personal dafür fehlt.
„Es gibt hier sehr viele starke Frauen, die eine tolle Arbeit machen trotz schwieriger Rahmenbedingungen“, zollt Direktor Endres Anerkennung. „Das hat unsere ganze Gruppe über viele Tage sehr beeindruckt“. Er berichtet auch von einem zweiten Projekt des Aktionsprogramms CAPE, dem Sozialzentrum Guinaw Rail, bei dem Frauen in beeindruckender Weise in einem Kinderschutzzentrum Mädchen und Kinder vor Gewalt und Missbrauch schützen und ihnen direkte Unterstützung zukommen lassen. Die Frauen berichteten der Caritas-Gruppe von ihrer Arbeit und den Problemen dieser Mädchen und Kindern wie Gewalt, Trennung und sexuellem Missbrauch. 900 Kindern und Jugendlichen konnte 2021 geholfen werden.
„Bei diesen Programmen konnten wir uns direkt mit den Menschen austauschen, die vor Ort in den Projekten arbeiten“, betont Endres und kündigt an: „Das könnten Schwerpunkte sein, die wir als Diözesan-Caritasverband künftig im Senegal fördern wollen: Schutz von Kindern, Unterstützung von Frauen und deren Arbeit, Schulische Bildung und Soziale Arbeit im Sozialraum.
Aufschlussreich fand die Caritas-Gruppe auch das Gespräch mit dem deutschen Botschafter im Senegal, Sönke Simon. Er habe betont, dass der westafrikanische Staat über stabile Strukturen verfüge, eine der wenigen Demokratien auf dem Kontinent sei und eine relativ gute Meinungs- und Pressefreiheit biete. Wirtschaftlich befinde sich Senegal im Aufschwung, die jährliche Wachstumsrate liege bei 6 % und trotz des starken Stadt-Land-Gefälles entstehe zunehmend eine Mittelschicht. Deutschland baue seine Beziehungen zum Senegal aus; die Entdeckung großer Gas- und Ölvorkommen vor der Küste könne in eine Energiepartnerschaft münden. Simon habe auch davor gewarnt, die Arbeitsmigration zu verurteilen. Wenn aus der extrem jungen Bevölkerung – etwa die Hälfte befinde sich in Ausbildung – Menschen nach Europa gingen, sei dies deren persönliche Entscheidung.
Bei der Förderung von Projekten im Senegal können Sie den Diözesan-Caritasverband unterstützen mit einer Spende unter dem Stichwort „Senegal“: https://caritas-bamberg.de/engagement/spenden