Corona-Patienten benötigen Seelsorge
Weihbischof veröffentlicht Überlegungenzur Betreuung von Covid-19-Kranken
Die Notwendigkeit, Corona-Patienten seelsorglich zu begleiten, hat Weihbischof Herwig Gössl betont. „Die Abschirmung der Schwächsten war und ist ebenso belastend wie die Infektionsgefahr selbst“, schreibt er in einem Papier, das er gemeinsam mit dem Erfurter Weihbischof Dr. Reinhard Hauke für die Deutsche Bischofskonferenz verfasst hat.
Angesichts der Gesundheitsgefährdung dürfe nicht ausgeklammert werden, dass der Mensch psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse habe. „Die Strategie der physischen Distanz hat bei allen Betroffenen schwere psychische Belastungen hervorgerufen“, halten die beiden Weihbischöfe fest. Denn „der Schmerz eines Menschen wird durch physische Erkrankungen hervorgerufen, aber durch psychische Belastung und seelische Not meist verschlimmert.“
Der Seelsorge bei Menschen mit Covid-19 messen Gössl und Hauke daher eine hohe Bedeutung bei: „Betroffene leiden mitunter unter einem rapiden Krankheitsverlauf, Isolation und Todesangst. Die Symptomlast kann sich noch verstärken, wenn sie wegen bestehender Einschränkungen keinen Besuch ihrer Familie und Freunde empfangen dürfen.“ Seelsorgende sollten sich daher für eine fortgesetzte spirituelle und soziale Betreuung einsetzen und diese selbst anbieten.
Die Weihbischöfe weisen darauf hin, dass Seelsorger an Kliniken, auf Palliativstationen und in Hospizen ohnehin auf den Umgang mit Infektionen vorbereitet seien. Sie empfehlen spezielle Fortbildungen und enge Kooperation mit den zuständigen Behörden. Es könnten ausgewählte Priester, Diakone und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigens für die Seelsorge an Covid-19-Patienten qualifiziert und (etwa mit Schutzkleidung) ausgestattet werden.
Außerdem raten Gössl und Hauke zu digitaler Kommunikation und telefonischer Einzelberatung. Für demenziell Erkrankte und kognitiv Behinderte sollte es speziell gestaltete Begegnungsräume geben, auch im Freien. Außerdem fordern sie, Mund-Nasen-Masken durch transparente Schutzschilde zu ersetzen, da für diese Menschen die Mimik eine wichtige Voraussetzung für die Kommunikation sei.
Neben den Patienten nehmen die Bischöfe die Mitarbeitenden in den Gesundheitsberufen in den Blick. Durch die eigene Gesundheitsgefährdung und die ständige Begegnung mit Leid könnten sie schnell ans Ende ihrer Kraft gelangen. Daher sollten die Seelsorger sich auch dem Personal als Gesprächspartner zur Verfügung stellen.
Den Weg zu allen Kranken zu suchen, sehen Gössl und Hauke als zentrales Kennzeichen des Christentums und als Prüfstein seiner Glaubwürdigkeit.
Die Überlegungen „Fürchtet euch nicht! – Diakonische Seelsorge bei Menschen mit Covid-19“ von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke und Weihbischof Herwig Gössl kann man als pdf-Datei auf der Homepage www.dbk.de der Bischofskonferenz herunterladen.