„Jeder Cent kann ein Hoffnungszeichen sein“
„Armut ist nichts, für das man sich schämen muss“, leitete Domvikar Gerd-Richard Neumeier am gestrigen Sonntag den Auftaktgottesdienst für die Caritas-Sammlung im Erzbistum Bamberg ein. 13 Millionen Menschen seien in Deutschland armutsgefährdet, Alleinerziehende, Studenten, Senioren. Als Pfarrer sagte Neumeier, der vergangenes Jahr Weihbischof Herwig Gössl als Aufsichtsratsvorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes abgelöst hat, sei er immer froh gewesen, Spenden aus der Caritas-Sammlung für Bedürftige vor Ort verwenden zu können.
Bei seiner Predigt in der Pfarrkirche St. Otto in Lauf an der Pegnitz zitierte Neumeier den heiligen Augustinus: „Gottes geliebtes Gegenüber ist der Mensch.“ Gott gebe nicht auf, „mit uns als Schwester und Bruder zu rechnen“.
Den Einwand, was könne der Einzelne schon tun für mehr Würde, Frieden, gegenseitige Achtung, beantwortete Neumeier: „Jede gut Tat begann mit der Initiative eines Einzelnen.“ Es gebe viele Möglichkeiten, die Welt mit Liebe zu erfüllen und sie umzugestalten: Spenden, ein gutes Wort, Aufmerksamkeit, konkrete Hilfe. Neumeier bezog sich dabei auf das Motto der Frühjahrssammlung „Wenn jeder gibt, was er zu viel hat“. Jeder Cent und jede „Woman- and Man-Power“ helfe. Und er empfahl, sich zu überlegen: „Was wäre denn bei mir ein Zuviel, das anderen helfen und zum Hoffnungszeichen werden könnte?“
Für die Caritas im Nürnberger Land betonte deren geschäftsführender Vorstand Michael Groß, dass Spenden und Kirchensteuermittel benötigt werden, „um dorthin zu gehen, wo keiner hingeht“. Als durch die Caritas selber finanziert nannte er aus seinem Bereich den Hospizdienst, die Quartiersarbeit und die vom Staat ungenügend finanzierte Flüchtlingshilfe. Vor kurzem neu gegründet habe sein Caritasverband eine Beratungsstelle für Obdachlose und von Wohnungsnot bedrohte Menschen.
Groß warnte zugleich vor der Vorstellung, man könne alle Nöte durch Profis „abdecken“. Zu einer sozialen Gesellschaft müsse jeder Bürger seinen Beitrag leisten.
Außerdem stellte er den Bezug zwischen der Caritas-Sammlung und der Caritas-Kampagne „Für Klimaschutz, die allen nutzt“ her. Menschen mit geringem Einkommen schützten das Klima schon aus purer Not, da sie sich kein Auto, keine Reisen und keine große Wohnung leisten könnten. Andererseits fehlten ihnen die Mittel, um Energie zu sparen. Sie lebten oft in schlecht gedämmten Wohnungen und müssten billige und wenig energieeffiziente Haushaltsgeräte kaufen.
Der Diözesan-Caritasverband stellt daher aus seinem Anteil am Erlös der Caritas-Sammlung 83 % zur Verfügung, damit die Caritas vor Ort Haushalte mit geringem Einkommen beim Energiesparen beraten und ihnen Zuschüsse zur Anschaffung stromsparender Haushaltsgeräte gewähren kann.
Bis 12. März bitten im Erzbistum Bamberg Pfarreien und Caritas bei der diesjährigen Frühjahrssammlung um Spenden für die karitative und soziale Arbeit. Vom Gesamtergebnis verbleiben 40 % in der Pfarrei. Jeweils 30 % erhalten der Diözesan-Caritasverband und der jeweils für die Pfarrei zuständige Kreis-Caritasverband.
Bei der Frühjahrssammlung 2022 wurden knapp 433.000 Euro gespendet, davon 70.000 Euro bei der Kirchenkollekte. Das Ergebnis blieb immer noch hinter den Erlösen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie zurück. Die Caritas bittet daher darum, den Pfarreien eine Spende für die Caritas-Sammlung auch bargeldlos zu überweisen. Viele Pfarreien verteilen dazu Sammlungsflyer mit einem angehängten Zahlschein.