Materielle Hilfen - bleibende Aufgabe der Caritas
Caritas-Vizepräsident sprach zu 100 Jahren Diözesan-Caritasverband
Die Gründung des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg 1921 falle in eine Zeit der Umbrüche und wirtschaftlicher Not. Daran erinnerte Heinz-Josef Kessmann, Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes, bei der Eröffnung der Ausstellung "Der Caritas ein Gesicht geben". Als Beitrag zum 100jährigen Jubiläum des Diözesan-Caritasverbandes entstanden, ist sie zunächst im Bistumshaus St. Otto in Bamberg zu sehen.
Materielle Hilfen wie die Verteilung von Säuglingsnahrung, Lebensmitteln und Kleidung, so Kessmann, seien für die Caritas drängende Aufgabe gewesen. Dabei habe man die Notwendigkeit für Abstimmung und Organisation der karitativen Arbeit gespürt. Daher seien zwischen 1912 und 1923 die meisten Diözesan-Caritasverbände entstanden.
In den 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden aber auch „viele sozialpolitische Entscheidungen getroffen, die unser Land heute noch prägen“, sagte Kessmann; dazu gehöre die besondere Rolle der Freien Wohlfahrtspflege. Dadurch seien schon damals zunehmend Einrichtungen wie Kindergärten, Altenheime und Sozialstationen entstanden. Die Arbeit der Caritas sei „ein Spiegel der jeweiligen Zeit mit ihren Hoffnungen und Nöten“ und den „sozialen und politischen Entwicklungen“.
Dass aber das Thema Armut und die materielle Hilfe stets aktuell geblieben seien, hätten wir ganz aktuell bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gesehen, berichtete Kessmann, der auch Diözesan-Caritasdirektor in Münster ist.
Gleichzeitig stellte er die Gegenwart als „Zeit der Veränderungen“ dar. Reformen in den Bereichen Wohnen und Pflege zeigten sich durch Corona „in einer neuen Dringlichkeit“. Zudem habe die Pandemie „auf drastische Art vor Augen geführt, wie wichtig eine funktionierende und erreichbare soziale Infrastruktur ist“. Im Lockdown seien Orte weggebrochen, an denen Kinder Teilhabe erfahren: Hort, Verein, Freundeskreis, Kindergarten und Schule. „Die soziale Infrastruktur entscheidet darüber, welche Entwicklungschancen Menschen haben“, betonte Kessmann.
Als Zukunftsaufgaben nannte er ferner Klimaschutz, der „unabhängig von der politischen Ausrichtung angegangen werden muss“, und Digitalisierung. Kessmann bezeichnete die Online-Beratung der Caritas als „Glücksfall“, da sie „nicht nur ein Call-Center“ sei, sondern Hilfesuchende mit Beratungsstellen in Verbindung bringe. Er lobte das Spendenprojekt „Digitale Bildung und Teilhabe“ des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg als „genau das richtige Zeichen“, wie es gelingen könne, materielle und andere Hürden vor digitalen Angeboten zu überwinden.
Mehrfach unterstrich Kessmann, dass die heute Aktiven sich dankbar all der Menschen erinnern dürften, „auf deren Lebensleistung wir aufbauen können.“ Persönlich anwesend waren die früheren Diözesan-Caritasdirektoren Bernhard Simon und Gerhard Öhlein sowie der ehemalige Diözesanvorsitzende Edgar Hagel. Als prominente Gäste nahmen Staatsministerin Melanie Huml, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und Angela Trautmann-Janovsky für den Bezirk Oberfranken teil. Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Weihbischof Herwig Gössl und Generalvikar Georg Kestel vertraten das Erzbistum.
Die Veranstaltung zum deutschen Caritas-Sonntag eröffnete zugleich die Caritas-Herbstsammlung im Erzbistum Bamberg. Mehr Infos dazu auf https://caritas-bamberg.de/engagement/sammlung/einfuehrung