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Sprach-Kitas sollen erhalten bleiben

Erzieherin liest vor
Datum:
Veröffentlicht: 5.9.22
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Diözesan-Caritasverband fordert die Fortsetzung des Bundesprogramms

Die Fortsetzung des Bundesprogramms „Sprach-Kita: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fordert der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg.

In Schreiben an Bundestagsabgeordnete aus Ober- und Mittelfranken bittet er diese darum, sich dafür einzusetzen, dass das Programm wie ursprünglich vorgesehen bis Ende 2024 durchgeführt wird. Im Juli hatte die Bundesregierung angekündigt, sie werde die Förderung der Sprach-Kitas zum Ende des Jahres vorzeitig einstellen.

Mit dem Programm „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fördert der Bund seit Januar 2011 deutschlandweit rund 7.000 Kindertagesstätten durch zusätzliche Sprach-Fachkräfte. Ein Unterstützungssystem bietet Fortbildungen und Beratung für Fachkräfte und Einrichtungsleitungen an. Sprach-Kitas kommen gerade Kindern zugute, die unter erschwerten Bedingungen aufwachsen: geflüchteten Kindern, Kindern mit Migrationshintergrund oder Kindern aus prekären Familienverhältnissen. Das Programm wurde regelmäßig evaluiert und gilt in der Praxis als erfolgreich.

„Das Programm ist super,“ sagt Anne-Kathrin Berner, Leitung von Kindergarten und Krippe St. Anna in Priesendorf, „dadurch bekommt unser Team neue Impulse für seine Arbeit.“ Vor allem sei „eine Einzelförderung von Kindern nur dank der Sprach-Fachkraft möglich“. Auch den Eltern komme das Programm zugute. Die Kindertagesstätte könne mit den Eltern intensiver zum Thema Sprache arbeiten.

„Damit ist das Programm keineswegs auf die Förderung des Spracherwerbs beschränkt,“ betont Hildegard Thoma vom Referat Kindertagesbetreuung des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg. „Sprach-Kitas sind ein wichtiger Beitrag dazu, die Potentiale der frühen Bildung für die Integration systematisch auszuschöpfen und weiterzuentwickeln. Dadurch bereichert das Programm die pädagogische Qualität einer Kindertagesstätte insgesamt.“

Angesichts des Fachkräftemangels in den Kindertagesstätten sind die durch das Programm geförderten Sprach-Fachkräfte hoch willkommen. Das zusätzliche Personal bietet Entlastung. „Vor Ort haben die Träger Probleme, freie Stellen zu besetzen oder pädagogisches Personal für neu geschaffene Betreuungsplätze zu finden“, sagt Hildegard Thoma. Zudem habe die Corona-Pandemie das Fachpersonal sehr belastet: durch hohe Krankenstände und gesundheitliche Folgeerscheinungen wie Erschöpfung. Fachkräfte seien aus dem Berufsfeld abgewandert. Durch das vorzeitige Ende des Sprach-Kita-Programms gingen erneut tausende qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren.

„Dass die Sprach-Fachkräfte benötigt werden, haben wir in der Corona-Krise gemerkt, als wegen der KiTa-Schließungen im Lockdown Sprachkompetenzen verloren gingen, die nur schwer wieder aufzuholen sind“, sagt Anne-Kathrin Berner. Sie ärgert es besonders, dass ausgerechnet jetzt, wenn viele aus der Ukraine geflüchtete Kinder in die KiTas kommen, das Programm gestrichen werden soll. „Ehrenamtliche haben sich bemüht, den Kindern schon einmal etwas Deutsch beizubringen. Ihre gute Vorarbeit wird nun zunichte gemacht.“

„Wir machen uns große Sorgen, wie die Kinderbetreuung überhaupt flächendeckend aufrechterhalten werden kann,“ sagt vor diesem Hintergrund Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres. „Vor allen Dingen steht in Frage, dass wirklich alle Kinder eine gute Bildung, Betreuung und Erziehung erfahren.“

Der Diözesan-Caritasverband fordert daher, das Sprach-Kita-Programm bis zu dem ursprünglich vorgesehenen Abschluss Ende 2024 fortzuführen. Die Zeit, die bis dahin bleibe, sollten die Bundesländer zudem nutzen, ihre Fachkräftekataloge so zu überarbeiten, dass die Sprach-Kita-Kräfte dauerhaft und regulär in Kindertagesstätten arbeiten können. Derzeit ist ihnen das nicht möglich, da nur Erzieher/innen, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Heilpädagoginnen und -pädagogen als Fachkräfte anerkannt sind. Weiterbildungen könnten auch die Sprach-Kita-Kräfte für den Einsatz qualifizieren und so den Personalmangel dämpfen.

Der Diözesan-Caritasverband unterstützt deshalb die Petition „Jetzt Sprachkitas retten“ und ruft zu deren Unterzeichnung auf. Im Internet kann man ihr beitreten auf https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2022/_08/_01/Petition_137016.nc.html

Unterschriftenlisten gibt es auf https://sprachkitas-retten.de/downloads/