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„Wende dein Angesicht von keinem Armen ab!“

Welttag der Armen 2023
Datum:
Veröffentlicht: 7.11.23
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Gottesdienst zum Welttag der Armen in St. Otto in Lauf an der Pegnitz

Zum Welttag der Armen findet am Sonntag, 19. November 2023, um 10.30 Uhr ein Gottesdienst in der Kirche St. Otto in Lauf an der Pegnitz statt.

Er wird vom Caritasverband im Landkreis Nürnberger Land und dem Katholischen Seelsorgebereich Pegnitztal gemeinsam gestaltet. Hauptzelebrant ist Domvikar Gerd-Richard Neumeier, der Aufsichtsratsvorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg.

Musikalisch gestaltet der Projektchor St. Otto den Gottesdienst. An dessen Ende stellt die Allgemeine Soziale Beratung der Caritas Nürnberger Land ihre Arbeit und ihre Angebote vor. Im Anschluss findet im Pfarrsaal der Winterbasar des Handarbeitskreises statt. Dort kann man auch Tonherzen erwerben, die Bewohnerinnen und Bewohner des Hersbrucker Don-Bosco-Hauses der Caritas gefertigt haben. Außerdem werden Glühwein, Plätzchen und Bratwurstbrötchen angeboten.

Papstbotschaft

Der Welttag der Armen 2023 steht unter dem Motto „Wende dein Angesicht von keinem Armen ab“. Papst Franziskus hat es dem Buch Tobit entnommen. Diese wenig bekannte biblische Schrift hat der Papst gewählt, da sie von einem Mann erzählt, der sein Leben den Werken der Nächstenliebe widmet. Dieser Tobit sagt von sich: „Mein Brot gab ich den Hungernden und Kleider den Nackten; und wann immer ich sah, dass jemand aus meinem Volk starb und hinter die Mauer geworfen wurde, begrub ich ihn.“ Als er erblindet, wird er noch mehr sehend für die Not der Armen.

Franziskus legt das Motto zunächst dahingehend aus, dass er den Passus „keinem Armen“ betont: „Jeder ist unser Nächster, unabhängig von der Hautfarbe, dem sozialen Status, der Herkunft.“

Seine Botschaft zum Welttag der Armen nutzt der Papst, um ein ums andere Mal unangenehme Wahrheiten anzusprechen. Zum einen betont er die Bedeutung der Gerechtigkeit und zitiert seinen Vorgänger Johannes XXIII, der bereits 1963 das Menschenrecht auf „die geeigneten Mittel zu angemessener Lebensführung“ einfordert: „Dazu gehören Nahrung, Kleidung, Wohnung, Erholung, ärztliche Behandlung und die notwendigen Dienste, um die sich der Staat gegenüber den einzelnen kümmern muss. Daraus folgt auch, dass der Mensch ein Recht auf Beistand hat im Falle von Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter, Arbeitslosigkeit oder wenn er ohne sein Verschulden sonst der zum Leben notwendigen Dinge entbehren muss“. Franziskus ruft daher dazu auf: „Wenn eine Familie zwischen Nahrungsmitteln für die Ernährung und Medikamenten für die Behandlung wählen muss, dann müssen sich diejenigen zu Wort melden, die im Namen der Menschenwürde das Recht auf beide Güter fordern.“

Zum anderen warnt er, Verbesserungen nur von der Politik zu erwarten: „Sicherlich geht es darum, Anregungen zu geben und Druck zu machen, damit die öffentlichen Einrichtungen ihre Pflicht gut erfüllen; aber es hat keinen Sinn, passiv zu bleiben und darauf zu warten, dass alles ‚von oben‘ kommt“. Dabei fordert er nicht nur soziales Engagement, sondern echte Teilhabe der Betroffenen: „Die in Armut Lebenden müssen ebenfalls einbezogen (…) werden.“

Daher wendet er sich gegen paternalistische Fürsorge und die Mentalität, die Bedürftigen mit Brosamen abzuspeisen. „Das Teilen muss den konkreten Bedürfnissen des Anderen entsprechen, es geht nicht darum, dass ich Überflüssiges loswerde.“ „Das Interesse an den Armen erschöpft sich also nicht im eiligen Almosengeben, sondern erfordert die Wiederherstellung der rechten zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch die Armut beschädigt wurden.“

Scharf kritisiert Franziskus aktuelle Tendenzen, nur die Erhaltung des eigenen Wohlstands und der eigenen Bequemlichkeit im Blick zu haben: „Wir leben in einem geschichtlichen Moment, in dem die Aufmerksamkeit für die Ärmsten nicht gefördert wird. (…) Man tendiert dazu, alles zu übergehen, was nicht in die Lebensmodelle passt (…). Was unangenehm ist und Leid verursacht, wird ausgeklammert, während körperliche Qualitäten so hochgehalten werden, als wären sie das wichtigste Ziel, das es zu erreichen gilt.“ In diesem Zusammenhang geißelt er die Social Media-Szene: „Die virtuelle Realität löst das reale Leben ab, und immer leichter passiert es, dass man die beiden Welten verwechselt. Die Armen werden zu Bildern, die einen für einige Augenblicke berühren, aber wenn man ihnen in Fleisch und Blut auf der Straße begegnet, stört man sich an ihnen und grenzt sie aus.“

Aber auch der Kirche selbst schreibt er eine unerwartete Mahnung ins Stammbuch „Wenn wir dazu einladen würden, das sonntägliche Mittagessen miteinander zu teilen, nachdem wir den eucharistischen Tisch geteilt haben. Die Feier der Eucharistie würde wirklich zu einem Kriterium für Gemeinschaft werden. Wenn wir uns, um den Altar des Herrn versammelt, bewusst sind, dass wir alle Brüder und Schwestern sind, wie viel sichtbarer würde diese Geschwisterlichkeit werden, wenn wir das festliche Mahl mit denen teilten, denen es am Nötigsten fehlt!“